ChatGPT: Schreibst du noch oder generierst du schon?

Wie wird sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz auf die Welt des Online Marketings auswirken?

Seit November letzten Jahres hat sich der Prototyp eines intelligenten Chatbots zur Internet-Sensation entwickelt. Nach der Ankündigung seitens Microsoft, ChatGPT zukünftig in die Bing-Suche einbinden zu wollen, steht im Hause Google die Alarmstufe auf rot.

In diesem Artikel geben wir einen Kurzabriss über die Hintegründe zu ChatGPT und die neuesten Investitionen seitens Microsoft in OpenAI. Als Online Marketing Agentur schätzen wir ein, inwiefern ChatGPT die nächste Runde im Kampf um die beste Suchmaschine zwischen Google und Microsoft eingeleitet hat.

Worauf basiert ChatGPT?

Das Kürzel GPT des Chatbots steht für “Generative Pretrained Transformer”. Die KI wurde mit den Texten von unzähligen Internetseiten trainiert. Sie kann per Deep Learning und eigenem Sprachmodell Antworten auf Fragen liefern, Texte generieren, zusammenfassen oder vereinfachen sowie Tabellen ausfüllen oder Programmcode schreiben. Das sind nur einige Anwendungsgebiete und die Möglichkeiten für kreative Umsetzungen scheinen endlos. 

Würde ChatGPT den Turing-Test bestehen?

Es gibt bereits weltweit LehrerInnen und ProfessorInnen, die sich nicht mehr sicher sind, ob die abgegebenen Arbeiten der Schülerschaft tatsächlich aus eigener Wissensleistung entstanden oder eher von ChatGPT generiert wurden. Wenn die Texte also selbst Akademiker überzeugen können, stellt sich die Frage, ob ChatGPT nicht auch den Turing-Test zur Probe Künstlicher Intelligenz im Verhältnis zu menschlichem Denken bestehen würde. Ursprünglich nannte Alan Turing das Ganze ‘Imitation Game’, in dem es darum geht, einen Dialogpartner mit der schriftlichen Beantwortung von Fragen davon zu überzeugen, dass gerade ein Gespräch mit einem echten Menschen stattfindet. Im Grunde wird also überzeugendes Lügen getestet, und dafür ist ChatGPT nicht trainiert. Auf die Frage “Bist du ein Mensch?” antwortet der Chatbot “Nein, ich bin eine KI”. Doch so leicht sollte der Turing-Test nicht abgewiegelt werden, denn auf Twitter gibt es immer wieder skeptische Kommentare á la “Woher sollen wir eigentlich wissen, ob es sich bei ChatGPT wirklich um eine Künstliche Intelligenz handelt und nicht um ein Call-Center in den Philippinen?”. Wenn es diese berechtigten Zweifel gibt, wird die KI ja anscheinend doch für authentisch menschlich gehalten, zumindest potentiell.

Aber zurück zu unserem Tagesgeschäft, dem Online Marketing

Ist ChatGPT der Game Changer für die Suchmaschine Bing?

Die unangefochtene Monopolstellung von Google als Suchmaschine lässt sich nicht bestreiten. Im vergangenen Jahr hatte Google einen weltweiten Anteil an Desktop-Suchanfragen von 80 Prozent. Auf Mobilgeräten waren es sogar fast 90 Prozent. Weit abgeschlagen mit 10 Prozent Marktanteil folgte erst Bing als Suchmaschine von Microsoft. Dementsprechend attraktiv sind natürlich Google Ads, die zu unserem Fokus gehören. Wir konnten in den bisherigen Geschäftsjahren aber auch immer beobachten, dass eine Schaltung von Bing Ads zu einer zusätzlichen Reichweitensteigerung von ca. 10 Prozent, manchmal auch mehr führen kann. Vor allem B2B-Kunden konnten gute Resultate damit erreichen, da viele Unternehmen an neuesten Windows-Arbeitsrechnern standardmäßig Bing als Suchmaschine aktiviert haben. 

In Tech-Kreisen wird bereits davon gesprochen, dass Microsoft nun durch die geplante Einbindung von ChatGPT einen ebensolchen Durchbruchsmoment erleben könnte, wie ihn Apple mit der ersten Vorstellung des iPhones hatte. Das ist dem Unternehmen anscheinend auch bewusst, sodass erst diese Woche eine Investition von 10 Milliarden Dollar in die non-profit Organisation OpenAI (2015 von Elon Musk mitgegründet) angekündigt wurde. Diese soll über die nächsten Jahre in das Unternehmen fließen, um die Weiterentwicklung von ChatGPT und anderen KI-Anwendungen voranzutreiben. Außerdem stellt Microsoft bereits die Rechenleistung seiner Azure Cloud zur Verfügung, da das Betreiben der KI Unmengen an Computing Power benötigt. Dafür hält Microsoft die Exklusivlizenz für die Nutzung und Einbindung in die eigenen Dienste. 

Wie reagiert Google auf die Entwicklungen?

‘Panisch’ wäre noch mild ausgedrückt, denn tatsächlich hat das Unternehmen die 2019 ausgeschiedenen Gründer für eine offensichtliche Notfallberatung zum Thema KI zurückgeholt. Larry Page und Sergey Brin haben sich in den letzten Wochen immer wieder mit Google-Chef Sundar-Pichai beraten. Google arbeitet an verschiedenen KIs, ChatGPT soll vor allem der Chatbot ‘Sparrow’ Konkurrenz machen. Wie damals bei dem Wettrennen, wer es wohl als erste Nation auf den Mond schaffen würde, scheint nun der Countdown für die erste erfolgreiche Einbindung des Chatbots in eine kommerziell nutzbare Suchmaschine zu laufen. Wer das Rennen machen wird, kann entweder seine Vormachtstellung zementieren (Google) oder für eine komplette Umverteilung des Machtverhältnisses sorgen (Microsoft). 

Diese spannende Zeit war für uns – oder genauer gesagt unseren eigenen Experten für interne Toolentwicklung für Automation, unseren lieben Matthias – Grund genug, ChatGPT auf Herz und Nieren bzw. künstliches Gehirn zu prüfen.

Die daraus entstandenen Dialoge und erkannten Schwächen der Anwendung gibt es in unserem nächsten Blogbeitrag am Dienstag zu lesen.